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Thema das Jahres

Preise und Zinsen steigen, die Wohnungsbauzahlen brechen ein

Der Wohnungsbau kommt aus dem Krisenmodus nicht heraus. Ausgelöst durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine sind die Energiekosten quasi explodiert, gleichzeitig kam es zu Engpässen bei Baumaterialien. In Verbindung mit einer hohen allgemeinen Inflation führte dies zu einem erheblichen Anstieg der Baukosten, alleine zwischen Dezember 2022 und Dezember 2023 um rund 16 Prozent. Infolge der hohen Inflationsrate hat sich zudem die Zinspolitik weiterentwickelt, so dass sich die Bauzinsen auf mittlerweile rund vier Prozent belaufen. Weitere Anstiege sind nicht ausgeschlossen.

Um ein Neubau- oder Modernisierungsprojekt zu finanzieren, müssen Wohnungsunternehmen und -genossenschaften also nun nicht nur mehr Geld als Kredit aufnehmen, sie müssen es auch höher verzinsen. Baumaßnahmen werden so schnell unwirtschaftlich, vor allem dann, wenn man wie die sozial orientierte Wohnungswirtschaft im VdW Rheinland Westfalen keine Mieten verlangen möchte, die zwischen 16 und 22 Euro pro Quadratmeter liegen. Diese Miethöhen sind weder bezahlbar noch vielerorts marktgängig.

Die Baukostenentwicklung ist ein Grund für die einbrechenden Neubauzahlen
Foto: Statistisches Bundesamt, VPI und Baupreisindex, eigene Berechnung, 1. Quartal 2000 = 100

Im Ergebnis hat sich vor allem der Wohnungsneubau erheblich reduziert: Zwischen Januar und Mai 2023 sind 27 Prozent weniger Baugenehmigungen erteilt worden als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Auch die Wohnungsunternehmen und -genossenschaften im VdW Rheinland Westfalen konzentrieren sich zusehends auf die klimagerechte Modernisierung ihrer Bestände und hadern dabei mit den häufig wechselnden Rahmenbedingungen – insbesondere auf Bundesebene. Allerdings wirken sich auch bei der Modernisierung die steigenden Baukosten aus.

Vertrauensverlust

Leider trägt die Bundesförderung nicht zu einer Verbesserung der Lage bei. Bereits zu Beginn des Jahres 2022 hatte die Bundesregierung, federführend das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, die aus Sicht der Wohnungswirtschaft gut funktionierende Bundesförderung effiziente Gebäude (BEG) erheblich umstrukturiert, inklusive Förderstopps, Budgetkürzungen und Standardverschärfung. Im Ergebnis mussten viele Projekte gestoppt und umgeplant werden. Dadurch entstand nicht nur wirtschaftlicher Schaden, in der Wohnungswirtschaft hat es auch viel Vertrauen in die Förderpolitik gekostet.

Am 1. Januar 2023 ist die neue Bundesförderung mit einem klaren Fokus auf die Modernisierungsförderung gestartet. Während für die Modernisierung rund 13 Milliarden Euro eingeplant wurden, waren in der Neubauförderung im Ressort der Bundesbauministerin lediglich 750 Millionen Euro budgetiert. Das Geld war schnell vergriffen. Die BEG-Förderung scheint jetzt eher Einzeleigentümer in den Blick zu nehmen, eine Tendenz, die sich zuletzt auch im Zusammenhang mit der Novellierung des Gebäudeenergiegesetzes nochmal bestätigte.

Zwei Punkte werden aus Sicht des VdW Rheinland Westfalen für das Ziel klimaneutraler und bezahlbarer Wohnquartiere entscheidend sein: zum einen die Aufstockung der Bundesfördermittel als Komplementärförderung für die zumindest in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz funktionierende soziale Wohnraumförderung und zum anderen die partnerschaftliche Energiewende im Quartier, gemeinsam mit den Energieerzeugern im Rahmen einer kommunalen Wärmeplanung. 

Unter den derzeitigen Rahmenbedingung ist aus Sicht der Wohnungswirtschaft das Ziel, bundesweit 400.000 neue Wohnungen im Jahr zu bauen, darunter 100.000 mietpreisgebundene, auch 2023 nicht zu erreichen.