
Unsichere Förderbedingungen, hohe Baupreise
Bezahlbaren Wohnraum schaffen, der klima- und altersgerecht ist. Das ist das Ziel der Mitglieder des VdW Rheinland Westfalen und dazu investieren sie Milliarden. Doch wer investieren will, gerade im kapitalintensiven Wohnungsbau, benötigt ein gewisses Maß an Sicherheit. Und die ist derzeit nicht gegeben.
Wie hoch sind die zu erwartenden Kosten, wie stark wird das Projekt gefördert, wie günstig kann die Miete gehalten werden, damit sich auch Menschen mit geringerem Einkommen die Wohnungen leisten können? Diese Fragen stellen sich die Wohnungsunternehmen und -genossenschaften des VdW Rheinland Westfalen vor jeder Neubau- und jeder Sanierungsmaßnahme. Das Problem ist aber: Diese Fragen lassen sich derzeit kaum beantworten. Und das Problem hat sich 2021/22 verschärft.
So haben sich die Preise für den Wohnhausneubau in Deutschland so stark verteuert wie seit 1970 nicht mehr. Seit August 2021 steigen die Preise mit zweistelligen Raten gegenüber dem Vorjahr, zuletzt im Mai 2022 um 17,6 Prozent.

Und bei den Baustoffpreisen registrierte man den stärksten Anstieg seit Gründung der Bundesrepublik. Die Situation wird infolge des von Russland geführten Krieges gegen die Ukraine weiter verschärft. Drohende Lieferengpässe und ein rasanter Anstieg der Baupreise machen die Kosten neuer Bauvorhaben kaum kalkulierbar – sowohl für auftraggebende Wohnungsunternehmen als auch für viele ausführende Baufirmen und Handwerker.
Der Förderstopp-Schock
Einen weiteren Unsicherheitsfaktor hat die Bundespolitik allerdings selbst zu verantworten, die eingerissene Förderkulisse nämlich. Ein regelrechter Förderstopp-Schock durchfuhr die Wohnungswirtschaft am 24. Januar 2022: Von einem Tag auf den anderen wurden sämtliche Programme der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) eingestellt, sowohl für den Neubau als auch für Sanierungen. Die eingegangenen Anträge hätten den Haushaltsrahmen gesprengt.
Die sozial orientierte Wohnungswirtschaft hatte diese Bundesfördermittel genutzt, um insbesondere in Kombination mit der Landeswohnraumförderung wirtschaftlich tragbare Finanzierungen für bezahlbare Wohnungen sicherzustellen. In NRW war mithilfe des VdW Rheinland Westfalens eigens eine Modernisierungsoffensive im Rahmen der Wohnraumförderung aus der Taufe gehoben worden. Nachdem die Bundesförderung wegfiel, waren zahlreiche Projekte gefährdet.

Dies thematisierte der VdW Rheinland Westfalen auch mit Grafiken, die er in seinen sozialen Netzwerken, wie beispielsweise auf Instagram, ausspielte. So wurden aus einer abstrakten Gefährdungssituation konkrete bedrohte Wohnungsprojekte. Dies machte auch im politischen Raum Eindruck.
Nach massiver Kritik der wohnungswirtschaftlichen Verbände wurden die bis zum 24. Januar eingegangenen Anträge noch bearbeitet und bei Vorliegen der Voraussetzungen bewilligt, zudem wurden die Modernisierungsprogramme wieder aufgenommen. Außerdem wurde das Neubauförderprogramm für energetisch sehr anspruchsvolle Häuser (BEG-40) mit schlechteren Konditionen und auf eine Fördersumme von einer Milliarde Euro gedeckelt neu gestartet: Innerhalb von wenigen Stunden war das Geld aufgebraucht.
Gefördert werden bis Ende 2023 neben Modernisierungen jetzt nur noch hocheffiziente neue Gebäude, die zugleich ein Nachhaltigkeitszertifikat nachweisen können. Für 2023 hat das Bundeswirtschaftsministerium eine neue Fördersystematik angekündigt. Wie die Konditionen dafür aussehen, war bis Mitte 2022 noch nicht bekannt. Eine sichere Projektplanung war so nicht möglich. Ein herber Schlag im Bestreben, bezahlbaren klimagerechten Wohnraum zu schaffen.
